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Fütterung: Pferde richtig füttern

16.02.2021

Gesundheitsvorsorge beim Pferd durch gute Ernährung

In großen Herden durchstreiften Wildpferde einst die Steppen. Ihr Alltag unterschied sich elementar von dem unserer Hauspferde. Bis zu 16 Stunden waren sie mit der Suche nach Nahrung beschäftigt, legten viele Kilometer zurück und füllten ihren Magen allmählich mit vielen kleinen Portionen. Auf diese Weise konnte ein Pferd 50 bis 60 Kilogramm Weidegras pro Tag fressen. Wobei das, wenn man den Wassergehalt abzieht, einem Trockensubstanzgehalt von zehn bis zwölf Kilogramm entsprach. Das hat sich nicht geändert. Auch heute geht man in der Pferdefütterung bei der Rationsberechnung davon aus, dass pro 100 Kilogramm Pferd zwei Kilogramm Futter in der Trockensubstanz aufgenommen werden. Der Verdauungstrakt der Pferde hat sich im Laufe der Entwicklung des Pferdes selbst und der damit einhergehenden Veränderung des Nahrungsspektrums (vom Waldbewohner zum Steppentier) an diese Bedingungen angepasst. Daher ist Raufutter die Basis jedes Futterplans. Bei leichter Arbeit und entsprechend hochwertigem Heu kann ein Pferd auch ganz ohne Kraftfutter auskommen.

Keine langen Fresspausen

Das Raufutter spielt in der Pferdefütterung nicht nur in ernährungsphysiologischer Hinsicht eine wichtige Rolle. Aufgrund ihrer Entwicklungsgeschichte haben Pferde das instinktive Bedürfnis, ständig zu „naschen“ und sich dabei zu bewegen. Da das Pferd ein Dauerfresser ist, produziert der Pferdemagen ununterbrochen Magensäure, die nur Speichel neutralisieren kann. Und Speichel wiederum fließt ausschließlich beim Kauen. Ist der Magen länger als vier Stunden ohne Beschäftigung, greift die fortwährend produzierte Magensäure die Schleimhaut an. Die Folgen falscher Fütterung: Magengeschwüre, Koliken. Verhaltensauffälligkeiten bis hin zu Verhaltensstörungen wie Koppen und Weben etc. sind andere Zeichen der mangelhaften Versorgung mit ausreichend Futter.

Um psychische und physische Schäden zu vermeiden, gibt es verschiedene Ansätze, wie z.B.:

  • Mehr Weidegang
  • Offenstallhaltung mit Auslauf
  • Stets genügend Raufutter zur Verfügung stellen in Form von Heu und Stroh

Raufutter, Kraftfutter, Saftfutter

Man unterscheidet beim Pferdefutter rohfaserreiche (Raufutter) und konzentrierte (Kraftfutter) Futtermittel. Die rohfaserreichen Produkte können feucht (Weidegras, Silage) und trocken sein (Heu, Stroh). Zu den gängigen Kraftfuttern zählen Hafer, Mais, Gers­te und Misch­futter. Äpfel, Möhren, Rüben und Rote Bete werden als Saftfutter bezeichnet. Sie liefern auch Energie, aber vor allem Vitamine, die insbesondere dann für die Ernährung relevant sind, wenn im Winter kein frisches Weidegras zur Verfügung steht.

Merkzettel Pferdefütterung

  • Wie viel Heu braucht ein Pferd?
    1,5 bis 2 Kilogramm Raufutter pro 100 Kilogramm Gewicht des Pferdes sind das Minimum. Und: Raufutter vor dem Kraftfutter füttern! 
  • Wie sollte Heu gefüttert werden?
    Heunetze nicht zu hoch hängen! Am liebsten fressen Pferde Heu vom Boden. Allerdings kann ein zu tief angebrachtes Heunetz auch Verletzungsgefahren bergen. Für Tröge und Tränken empfehlen die Leitlinien zur Pferdehaltung eine bodennahe Anbringung. Die maximale Höhe ergibt sich aus der Formel 0,3 x Widerristhöhe. 
  • Wie oft sollte Kraftfutter gefüttert werden?
    Kraftfutter sollte auf mindestens drei Mahlzeiten verteilt werden.

 

 

 

 

 

 

Mineralstoffe, Vitamine und Zusatzfuttermittel

Mineralstoffe und Vitamine sind im Idealfall ausreichend im Heu vorhanden. Das Problem ist nur: Die Böden sind nicht mehr so nährstoffreich wie früher und die Pflanzen darauf dementsprechend auch nicht. Zudem ist der Bewuchs heutzutage meist recht einseitig. Früher deckten die Pferde ihren Bedarf an Spurenelementen, Mineralstoffen und Vitaminen durch selektives Fressen bestimmter Kräuter. Das ist heute kaum noch möglich und auch das Heu kommt kaum noch von Anbauflächen, die sich durch große Vielfalt des Bewuchses auszeichneten. Mineralien – also Mengenelemente, deren Bedarf in Gramm angegeben wird – und Spurenelemente – die man in Milligramm misst – sind für den Körper lebensnotwendig, weil sie diverse Aufgaben im Stoffwechsel übernehmen. So aktivieren sie Enzyme und sind mitunter auch ein Teil von diesen sowie auch von Vitaminen, Hormonen usw. Außerdem sind sie wichtig für sämtliche Gewebe, Knochenaufbau, Sauerstofftransport usw.

Vitamin- und Mineralstoffbedarf des Pferdes

Auch die Vitamine gehören zu diesen kleinen Helfern, die dafür sorgen, dass alles rund läuft im Organismus. Man unterscheidet zwischen wasserlöslichen (B-Vitamine, C) und fettlöslichen Vitaminen (A, D, E, K). Zum Teil kann das Pferd Vitamine selbst im Körper herstellen, beispielsweise Vitamin C. Doch Mineralien muss es über die Nahrung aufnehmen. Die Mengenelemente, die das Pferd braucht, sind: Kalzium (Ca), Phosphor (P), Kalium (K), Magnesium (Mg), Natrium (Na), Chlor (Cl) und Schwefel (S). Einen erhöhten Bedarf haben hier vor allem Sportpferde, Jungpferde und Zuchtstuten. Bei geregelter Fütterung des Reitpferdes unter mittlerer Belastung ist die Versorgung mit den Mengenelementen normalerweise gewährleistet. Allerdings muss man auf das richtige Verhältnis zwischen Kalzium und Phosphor achten. Die Ration sollte zwei Teile Kalzium zu einem Teil Phosphor enthalten. Bei einem Phosphorüberschuss kann es zu Knochenschwund kommen. Natrium-, Kalium- und Chlormängel können bei Pferden auftreten, die viel schwitzen. Ein Salzleckstein frei zur Verfügung gestellt, reicht für ein normal arbeitendes Pferd in der Regel aus. Hochleistungssportler (vor allem Renn-, Distanz- und Vielseitigkeitspferde) verlieren über ihren Schweiß allerdings jede Menge Elektrolyte (Mineralstoffe, die im Körper entweder als positiv oder negativ geladene Teilchen vorliegen), die ein Salzleckstein allein kaum ausgleichen kann. Hier helfen Elektrolyte in Form von Natrium-, Kalium- und Magnesiumchlorid, die im Handel erhältlich sind und über das Trinkwasser als Zusatzfuttermittel gegeben werden können.

Mineralfutter richtig dosieren

Bei Pferden, die ausschließlich auf der Weide gehalten werden, kann anstelle eines Salzlecksteins auch ein sogenannter Mineralleckstein sinnvoll sein. Darüber können Mineralstoffe und Spurenelemente aufgenommen werden. Weil aber kaum kontrolliert werden kann, welche Mengen die Pferde auf diese Weise zu sich nehmen, ist es besser, gezielt ein Mineralfutter zu geben, das man dosieren kann. Die entscheidenden Spurenelemente sind Jod (I), Kupfer (Cu), Eisen (Fe), Kobalt (Co), Selen (Se), Mangan (Mn), Zink (Sn). Diese sind zwar einerseits überlebensnotwendig, aber in Maßen und keinesfalls in Massen. Eine Überversorgung kann sogar tödliche Folgen haben. Aber auch bei massiven Mängeln kann es gefährlich werden. Die Folgen reichen von brüchigem Hufhorn und struppigem Fell (bei Zinkmangel) über Immunschwäche (u.a. bei Selenmangel) bis hin zu Skelettveränderungen (u.a. bei Jodmangel) und Blutarmut und Leistungseinbußen (u.a. bei Eisenmangel). Besteht der Verdacht auf Mangelerscheinungen, gibt es verschiedene Möglichkeiten zu testen, wie es um die Versorgung des Pferdes bestellt ist.

Futter untersuchen lassen

Man kann Blut- oder Urinproben nehmen, eine Haaranalyse machen lassen oder aber auch eine Rationsberechnung erstellen, indem man die Futtermittel, die das Pferd üblicherweise bekommt, auf ihre Inhaltsstoffe untersucht und mit dem Bedarf vergleicht (Infos z.B. bei www.ifp-lengwenat.com). Empfohlen wird in der Regel letzteres. Von der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) heißt es, man solle sein Heu einmal pro Jahr auf den Gehalt an Kupfer, Zink und Selen untersuchen lassen – da dies diejenigen Spurenelemente sind, an denen es am häufigsten mangelt – und dann ein passendes Mineralfutter auswählen. Wobei man die Probeergebnisse nur dann auf die ganze Charge übertragen kann, wenn das beprobte Heu aus derselben Ernte von derselben Anbaufläche stammt. Ob man das Mineralfutter als Pulver, Pellets, Briketts, flüssig oder wie auch immer reicht, ist egal: „Hauptsache, das Pferd frisst’s“, wie Dr. Petra Wolf von der Abteilung für Tierernährung an der TiHo es auf den Punkt bringt

 

Quelle: Deutsche Reiterliche Vereinigung

 

Bild zur Meldung: Quelle: Deutsche Reiterliche Vereinigung; Foto: © Sportfotos Lafrentz